Wer kennt es nicht – man verbringt Stunden über Stunden mit der Perfektionierung seines Kunstwerkes, verfasst dann einen interessanten und herzzerreißenden Post für unsere Social-Media Kanäle, drückt auf veröffentlichen, refresht die Seite und dann – passiert einfach gar nichts. Was bleibt ist ein mieses Gefühl, der Eindruck, in der Masse an Künstlern übersehen oder gar ignoriert zu werden. Irgendwie findet man einfach nicht die Leute, die sich für seine Arbeit interessieren. Besonders schlimm ist das natürlich, wenn man der Meinung ist, dass das eigene Kunstwerk diese Aufmerksamkeit eigentlich wirklich verdient.

Und so frägt man sich natürlich schon, was das Geheimnis dieser Künstler mit tausenden an Followern ist, die nur kurz zwei Sätze in die Tastatur hauen müssen, um die Leute am Haken zu haben. Wie interessiere ich Leute für meine Kunst? Wie bekomme ich ihre Aufmerksamkeit, sodass ich überhaupt eine Chance habe, mit meinen Werken zu überzeugen? Die nicht so überraschende Antwort ist: Du musst erst einmal selber interessanter werden ( eine der härtesten, aber auch besten Ratschläge die ich je bekommen habe).

Im ersten Moment klingt das natürlich etwas hart, immerhin würde sich glaube ich niemand von selbst als langweilig bezeichnen. Aber überlege doch einfach einmal kurz, welchen Künstlern du auf Instagram und co. folgst und WARUM du es tust. Warum liest du ihre Posts? Was lösen ihre Posts in dir aus – Motivation, Inspiration, Entertainment, etc.? Und zusammengefasst: Warum findest du sie „interessant“? Und dann frage dich selber: Bin ich selbst so eine Person? Mache ich Sachen, oder bin ich eine Persönlichkeit, die andere Menschen „interessiert“ und bewegt?

Ändere deinen Fokus

In der Akademie, oder der Job-Welt im Allgemeinen, fokussiert man sich oft viel zu sehr auf das Erlernen bestimmter Fähigkeiten oder das Erreichen bestimmter Abschlüsse und Zertifikate. Nachhaltiger ist es meiner Meinung (und deren vieler Personalchefs) nach, ein Verständnis für das eigene Ich zu entwickeln und dieses dann stetig zu verbessern. J. Maureen Henderson hat das in ihrem Forbes-Artikel so zusammengefasst: “Work on being an interesting person other people want to be around and are willing to open doors for.” Noten und Abschlüsse bringen dich oft nur begrenzt weiter – tatsächlich schlägt in 9 von 10 Einstellungsgesprächen die Person mit einer interessanten Geschichte/Persönlichkeit und einen aufrechten Lernwillen – also kurzgesagt die Person die besser zur Unternehmenskultur passt – den Bewerber mit dem vermeintlich perfekten Zeugnis für den Job.

In der Welt der Kunst und sozialen Medien ist das nicht großartig anders. Austin Kleon beschreibt das Ganze mit dem Phänomen des Nomen und des Verbs. Viele Menschen wollen das Nomen sein (z.B. Künstler) ohne das Verb zu tun (Kunst zu machen). Zugespitzt gesagt, sie wollen den Job aber nicht die Arbeit dafür tun. Das Ganze ist quasi schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Versuche daher nicht, etwas (ein Nomen) zu sein, sondern fokussiere dich auf die Arbeit, die du dafür tun musst (das Verb). Du willst Follower? Dann sei jemand, dem man folgen will. Du willst dass sich Leute für deine Kunst interessieren? Dann sei interessant. Das „Verb zu tun” wird dich an viel interessantere Orte bringen, als du es dir mit dem Wollen des Nomens überhaupt vorstellen kannst.

Learn how to tell a compelling story of yourselfand you’ll never lack for a paying audience.

J. Maureen Henderson

Sei offen für Neues

Du kannst aber noch viel mehr tun, um dich interessanter zu machen. Alle Methoden haben jedoch eines gemeinsam – du musst zunächst dafür deine Neugier und dein Verlangen nach Wissen und Verständnis für dich selber, für andere und die Welt um dich herum erwecken. Denn um für andere Menschen interessant zu sein, musst du dich auch für andere Menschen (und Sachen) interessieren.

Bücher lesen ist zum Beispiel ein guter Anfang. Oder ein neues Hobby wie eine Sportart oder Häkeln. Reisen hat mir persönlich auch immer geholfen. Du kannst dich auch für einen freiwilligen Dienst in deiner Gemeinde anmelden. Oder du nimmst dir vor, jeden Tag drei Personen etwas über sie selbst zu fragen und ihren Antworten aufmerksam zuzuhören. Oder du bringst zwei deiner kreativen Freunde zusammen weil du denkst, dass sie voneinander profitieren könnten. Ziel ist es, neue Fähigkeiten zu entwickeln, indem du dich auf die Sachen konzentrierst, die Menschen verbinden (und nicht auf langweilige Marketing-Analysen vertraust).

Letzte Worte

Wie du am Ende überprüfen kannst, ob du (nun) eine interessante Persönlichkeit bist? Mal abgesehen davon, dass du vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit beim nächsten Kneipenbesuch mit deinen Freunden beanspruchen kannst, solltest du deine Aufmerksamkeit auf deine Mitmenschen richten. Bist du jemand, zu dem Menschen kommen, wenn Sie Hilfe oder Rat benötigen (zum Beispiel wo es den besten Latte der Stadt gibt)? Fällt es dir leicht, mit Menschen Small-Talk zu betreiben?  Wenn du das nächste Mal in einer Schlange, z.B. im Kino, stehst, versuche dich mit den umherstehenden Leuten zu unterhalten, um gemeinsam die Zeit etwas totzuschlagen. Gelingt dir das ohne Mühe, bist du auf dem besten Weg. Und es wird dir viel leichter fallen, Menschen für deine Kunst zu begeistern.

9 weitere, hilfreiche Tricks, um dich noch interessanter zu machen

Quellen

Austin Kleon's Steal Like An Artist

Austin Kleon's The noun and the verb